Marguerite Wenk-Faber (1876-1941)
Kunstmalerin und Bildhauerin,
Ehefrau von Otto Wenk-Faber (1873-1935)

Die Hugenotten-Familie Faber aus Frankreich (ursprl. Favre du Faur)
wanderte vor dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) in Württemberg ein
und begründete eine evang. Pfarrer-Dynastie in u.a. Stuttgart und
Ludwigsburg (hier Großeltern von Marguerite Faber: Familie Faber-von Stengel).

In der Stuttgarter Stiftskirche gab es bis 1945 die Grabtafel
des Politikers Sebastian Faber. Bis ins 20. Jhdt. über 100 Pfarrer
im Stammbaum – Abkömmlinge des im 30-jährigen Krieg
von der kaiserl. Liga ermordeten Pfarrer-Ehepaars Faber.

(Siehe unten: Urkunde aus d. Stuttgarter Kirchenarchiv)








Hans-Joachim Strauss OStD.i.R.                                              H.J.Strauss

                                                                                                                             Spechtweg 7

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Kroaten oder kaiserliche Truppen                   5.8.2017

 

Sehr geehrte Frau Wenk,

der aktuelle Strümpfelbacher Pfarrer Helmut Kaschler hat mir die Nachricht übermittelt, die er über R.Mang, der die Webseite pflegt, von Ihnen erhalten hat. Er hat mich gebeten, Ihrem Anliegen nach zu gehen. Es geht um Ihren Vorfahren M.Andreas Faber, der mit seiner zweiten Frau im September 1634 von Kroaten erbärmlich ermordet worden sei. So schreibt Sophie Weishaar, Strümpfelbach im Remstal, Leingarten 1993², S.116. Dabei handelt es sich um die Tafel: Die Pfarrer in Strümpfelbach seit 1500, 10.: „ M.Andreas Faber, von Ebingen, vorher in Aichschieß, im September 1634 mit seiner 2.Frau von Kroaten „erbärmlich ermordet.““ Dies ist eine Bearbeitung der Pfarrerstafel, die bis heute erhalten ist und fortgeführt wird. Sie hängt mittlerweile in der Sakristei der St.Jodokus-Kirche in Strümpfelbach. Diese originale Pfarrerstafel (heute sind es zwei Tafeln) enthält nur die Namen und die Jahresdaten, sonst keine Bemerkungen. Für jeden Pfarrer gibt es nur eine einzige Zeile.

Leider konnte ich nicht herausfinden, wie und mit welchen genauen Quellen Frau Weishaar diese Tafel bearbeitet hat, um zum oben zitierten Text zu kommen. Die Strümpfelbacher Ehrenbürgerin (seit 1972) ist 1988 gestorben. Die von mir benutzte zweite uv. Auflage ihres Buches hat sie nicht mehr erlebt.

Weishaar schreibt in ihrem Buch ausführlicher über Ihren Vorfahr und berichtet von den Folgen der Schlacht von Nördlingen. (Weishaar, op.cit., pp.26f.) Ich zitiere den Passus p. 27:  „Wohl trug der Pfarrer hinterher ein: „bei dem spanischen Einfall, September 1634 sind Herr Magister Andreas Faber, Pfarrer allhie und Katherina, seine eheliche Hausfrau, erbärmlich ermordet worden.“ Sie haben sicher bei der Durchsicht des Kirchenarchivs bemerkt, dass ab 2.Hälfte 1634 die Eintragungen spärlich werden und erst der nächste Pfarrer die Bücher nachgetragen hat. Deshalb: „hinterher“

Sie haben in der Kopie, die Sie beigefügt haben, eine Version gefunden, die von „kaiserlichen“ Truppen schreibt. Leider ist auf der Kopie nicht alles für mich lesbar, der Rand ist abgeschnitten, und die Bemerkungen am oberen Rand in neuerer Schrift, die eine Zusammenfassung liefern, sind nicht original. Wissen Sie wie die dahin kamen? Haben Sie noch weitere Belege entdeckt, die ich noch nicht gefunden habe?

Sicher ist allemal, dass in dem von Ihnen zitierten Text von kaiserlichen Truppen gesprochen wird. Dass solche nach der Schlacht von Nördlingen marodierend und mordend remstalabwärts gezogen sind, ist auch wegen der großen Stadtbrände von Waiblingen und Schorndorf bekannt. Diese „Kroaten“(s.u.) sind noch Jahre später z.B. 1638 in Mainhardt (im Murrhardter Wald, wenige Kilometer von hier) brennend und raubend nachweisbar.

Bei diesen kaiserlichen Truppen handelt es sich um „Kroaten“, wobei dies weder ethnisch noch geographisch gemeint ist. Es ist ein militärhistorischer Sammelbegriff. Der Einfachheit halber füge ich die Zitate aus Wikipedia ein:

„Kroatische Reiterei (kroatisch Hrvatsko konjaništvo) bzw. Kroatische Reiter oder einfach Kroaten (zeitgenössisch Crabaten bzw. Krabaten), ist ein im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) aufgekommener Sammelbegriff für irreguläre Einheiten der leichten Kavallerie, die aus ost- oder südosteuropäischen Söldnern gebildet wurden.[1][2] Die Kroatische Reiterei wurde als gesonderte Waffengattung betrachtet.[3]

Die Kroatische Reiterei entwickelte sich im Rahmen der Habsburgischen Militärgrenze und kämpfte im Dreißigjährigen Krieg vor allem unter Wallenstein in den Reihen der kaiserlichen Armee. Während des 17. Jahrhunderts wurden auch in anderen europäischen Staaten kroatische Reiterverbände aufgestellt. Von diesen leitet sich auch der Name des Zauberers Krabat und der Krawatte her. In der Folgezeit verlor sich die Sonderstellung als eigene Waffengattung wieder.“

Es ist bekannt, dass bei der Schlacht von Nördlingen 1634 so eine leichte Reiterei im Einsatz war und maßgeblich zum Sieg der kaiserlichen Seite beigetragen hat. Weder Wallenstein noch Gustav Adolph haben das noch erlebt. Das spanische Heer unter dem Kommando des Vetters  von Ferdinand von Ungarn, Ferdinand von Spanien, sollte Nördlingen den Schweden entreißen. Daher der Passus vom „spanischen Einfall“.

Das Kommando über die Kroatischen Reiter bei Nördlingen hatte Johann Ludwig Hector Graf von Isolani. Seine Kroaten waren berüchtigt für ihre grausamen Taten. Die Zerstörung Schorndorfs und Waiblingens auf deren Zug das Remstal abwärts sind die geographisch nächstliegenden Anhaltspunkte dafür, dass die „kaiserlichen Truppen“ aus unseren Kirchenbüchern tatsächlich „Kroaten“ waren, die in das Seitental der Rems nach Strümpfelbach eingedrungen waren.

Ich schließe aus alledem, dass  die Stelle, die Sie als Lesefehler betrachtet haben, eine Interpretation von Sophie Weishaar ist, die der historischen Wahrheit entspricht.

 

Es würde mich freuen, wenn ich Ihnen weiterhelfen konnte. Wenn sie noch weitere Details haben, die ich nicht kenne, wäre ich für Hinweise sehr dankbar.

 

Mit herzlichen Grüßen aus Strümpfelbach

 

Ihr

 

H.J.Strauss